Genossenschaft für grünen Strom von Kaarster Dächern

In Kaarst steht die Bürgerenergiegenossenschaft „SonneWindWende“ kurz vor der Gründung. Der frühere Bürgermeister Franz-Josef Moormann engagiert sich dafür und hielt beim Unternehmerfrühstück der MIT ein leidenschaftliches Plädoyer.

Der MIT-Vorsitzende Markus Steins (r.) hat Franz-Josef Moormann zum Unternehmerfrühstück eingeladen. Foto:Walter

VON HERIBERT BRINKMANN (Rheinische Post)

KAARST |„Mich berührt das: Wie kriegt man das Überleben hin?“ – Franz-Josef Moormann begann seinen Vortrag über die Bürgerenergiegenossenschaft in Gründung sehr emotional. Die Klimakrise lässt den früheren Bürgermeister der Stadt Kaarst nicht los. Er engagiert sich in der Vorbereitungsphase der Bürgerenergiegenossenschaft, die im Februar oder spätestens März in Kaarst gegründet werden soll. Es gibt bereits 150 Interessenten. Rechtzeitig vorher hatte ihn Markus Steins zum Unternehmerfrühstück der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU in Kaarst (MIT) ins Café Schnittchen eingeladen. Das Interesse war groß, sozusagen „full house“ im Gastraum im Maubiscenter. Unter den Gästen waren auch Kreisdirektor Dirk Brügge und Klaus Lorenz, Vorsitzender der Bürgerenergie Hemmerden.

Klimakrise bei der MIT? Moormann weckte gleich zu Beginn seines Vortrages das Interesse der Geschäftsleute. Denn die Bürgerenergiegenossenschaft sei nichts anderes als der Versuch einer Unternehmensgründung. Kaarster Bürger können sich mit Anteilen von 500 Euro an der Genossenschaft beteiligen. Es sei der richtige Weg, die Energiewende auch auf lokaler Ebene und mit dem Mittelstand anzugehen: gemeinorientiert und bürgerschaftlich. Man könne die Genossenschaft aber auch marktwirtschaftlich sehen, so Moormann weiter: Der Strompreis werde immer teurer, mit Fotovoltaik könne in Kaarst eigener Strom günstig produziert werden.

Dass Kaarst nicht im luftleeren Raum operiert, wurde auch schnell klar. Moormann nannte als gute Beispiele Energiegenossenschaften in Haltern, in Hagen/Wuppertal und in Hemmerden (Grevenbroich). Deren Vorsitzender Klaus Lorenz kann bereits auf 470 Mitglieder und ein Kapital von 850.000 Euro verweisen. Auch das Negativbeispiel Köln wurde nicht verschwiegen. Die Kölner haben Insolvenz angemeldet. Sie haben erst ein Projekt gestartet und dann das Kapital gesammelt. Das ging schief. In Hemmerden ist man vorsichtiger und sammelt erst genügend Geld, bevor man mit der Arbeit startet.

Die Gründer der Kaarster Genossenschaft haben bereits viele Gespräche geführt, natürlich mit dem lokalen Player Stadtwerke, der Stadtverwaltung und den Fraktionen des Stadtrates. Das Interesse ist groß. Zum MIT-Frühstück waren auch der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Christian Horn-Heinemann und der CDU-Fraktionsvorsitzende Ingo Kotzian gekommen. Für Markus Steins ist klar, dass alle umdenken müssten, denn in Kaarst werde es keine Lösungen mit Wasserstoff oder Fernwärme geben. Die Genossenschaft setzt als Erstes auf große Dächer. Zwei private Projekte sind ins Auge gefasst. Mit der Stadt Kaarst ist man im Gespräch für PV-Anlagen auf den Feuerwachen in Kaarst und Büttgen sowie auf der Kita Bussardstraße.